Auf dem Gelände der heutigen Holsten-Brauerei befindet sich eine historische Schwankhalle, die zu den frühen Betonbauten Hamburgs zählt.

Geschichte der Schwankhalle

Seit 1879 befand sich die Holsten-Brauerei an ihrem Standort an der Holstenstraße in Altona-Nord. In den Jahren 1911 bis 1913 wurde sie umfassend erneuert. Dabei entstand auch die Schwankhalle aus dem Jahr 1911, die der Oberbauingenieur Ernst Mautner der Düsseldorfer Baufirma Dücker & Co entwarf. Sie besitzt 9,30 Meter weit auskragende Eisenbetonträger und stammt aus der Frühzeit des Hamburger Eisenbetonbaus, als weite Auskragungen im Hochbau noch weitgehend unbekannt waren.

Der Industriearchäologe Sven Bardua erläutert in einem Artikel in der Zeitschrift "Bauwelt", dass die Schwankhalle auch für eine originäre Funktion einer Brauerei steht:
„Hier wurden Fässer gereinigt, repariert und mit Bier befüllt. Im Gegensatz zu den gleichzeitig gebauten, kleineren Versandhallen ist ihr charakteristisches Tragwerk weitgehend erhalten. Nur die einst typische Verladerampe fehlt, weil die Lkw zum Beladen längst in die Halle hinein fahren. Einst wurden hier die Fässer aus der Küferei und Picherei über die Rampe auf pferdebespannte Bierwagen verladen, die dabei witterungsgeschützt stehen sollten. Das ist der Grund für das weit auskragende Dach der mit 16,30 Meter Spannweite insgesamt nicht besonders breiten Halle (46,70 Meter lang). Die um 9,30 Meter auskragenden Träger waren damals rekordverdächtig. Dabei agierte Ingenieur Mautner mit der Zweigelenkrahmenkonstruktion aus Eisenbeton am Rand des damals Möglichen. So ließ die Baupolizei im Oktober 1911 eine Belastungsprobe mit Sandsäcken durchführen, die ein „äußerst zufriedenstellendes Ergebnis“ erbrachte.“

Vom Denkmalschutzamt wurde die Schwankhalle zunächst irrtümlicherweise in die Nachkriegszeit eingeordnet und daher für ein Wohnquartier überplant, das auf dem Holsten-Areal entstehen soll. 2019 begann aufgrund des o.g. Bauwelt-Artikels eine öffentliche Diskussion zur Denkmalwürdigkeit des Gebäudes, und Kulturbehörde und Bezirk überprüften den Fall noch einmal. Im Ergebnis wurde die Schwankhalle erhalten und in die Quartiersplanung einbezogen. Der Denkmalverein begrüßt die Erhaltung sehr und plädiert noch einmal dafür, dass die Ingenieurbaukunst in Hamburg intensiver erforscht wird, um zukünftige Verluste zu vermeiden.

Fotos: Kristina Sassenscheidt