Mit der geplanten Verlagerung des Altonaer Fernbahnhofes an den Diebsteich befürchtet man in dem Stadtteil negative Folgen für die örtliche Baugeschichte.

Der bislang eher ruhige Stadtteil Diebsteich steht mit der geplanten Verlagerung des Altonaer Fernbahnhofes und der Entwicklung eines neuen Wohnquartiers vor zahlreichen Veränderungen, darunter möglicherweise auch Verlusten von Denkmälern, stadtbildprägenden Bauten und historischen Baumbeständen. Mehrere Bürgerinitiativen (Links s.u.) haben daher damit begonnen, die Planungen kritisch zu begleiten und sogar einen aktuellen Planungsstopp herbeigeführt.

Friedhöfe um den Diebsteich
Drei Friedhöfe gruppieren sich um den Diebsteich. Der historisch bedeutendste von ihnen ist der Friedhof Diebsteich, der 10 Jahre vor dem Friedhof Ohlsdorf eröffnet wurde und der erste Parkfriedhof im Hamburger Raum und zugleich der erste überkonfessionell belegte Friedhof in Altona war. Der gesamte Friedhof mit seinem Wegenetz, der Aussegnungskapelle aus den 1920er Jahren, z.T. historischen Grabmalen und Baumbestand stehen unter Denkmalschutz.

An der Ostseite des Friedhofes, entlang der Eisenbahn, soll für den Bau des neuen Bahnhofes eine Baustellenzufahrt gebaut werden, deren Bau nach Einschätzung des Denkmalschutzamtes die historische Mauer des Friedhofs (teilweise bestehend aus alten Grabsteinfragmenten - nicht denkmalwürdig aber doch bemerkenswert) sowie mehrere alte Bäume zerstören könnte. Zu dieser Problematik befragt sieht die verantwortliche DB Netz AG keine Gefährdung der Mauer und plant hierfür "ergänzende Schutzmaßnahmen". Die Baumverluste will sie in Form von Ausgleichsmaßnahmen kompensieren.
Die historischen Baumbestände sind darüber hinaus durch die Grundwasserabsenkungen während der Bauphase gefährdet. Die Bahn sieht diese Gefahr nicht, weil ausreichend Abstand zwischen Baugruben und Bäumen geplant werden soll. Die zu erwartenden jahrelangen Erschütterungen durch schwere Baustellenfahrzeuge könnten laut Auskunft des Denkmalschutzamtes die denkmalgeschützte Kapelle in Mitleidenschaft ziehen. Außerdem wird offenbar erwogen, in einem Teil des Friedhofs Kleingärten unterzubringen, die anderswo weichen müssen.

Brücke Plöner Straße
Am westlichen Teil der Eisenbahnüberführung über die Plöner Straße befindet sich eine gemauerte Brücke der gleichen Rundbogen-Bauart wie die Eisenbahnüberführung an der Harkortstraße und aus demselben Baujahr (1891). Das Bauwerk hat zwar vermutlich Kriegsschäden erlitten und ist teilweise verbaut, aber zeugt vom bautechnischen Variantenreichtum in der Hochzeit der Eisenbahngeschichte. Die DB Netz AG bezeichnet die Brücke als "abgängig" und plant, sie im Rahmen der Bahnhofsverlagerung abzureißen und durch einen eckigen Betonzweckbau zu ersetzen.

Stadtbild
Viel öffentliches Interesse erfährt die weitere Stadtentwicklung östlich des Eisenbahnverlaufes, die in einem mehrjährige Beteiligungsverfahren der Stadt Hamburg vorbereitet wird. Durch einen hochbaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb sollten Konzepte und Ideen gefunden werden, um auf dem städtischen Grundstück zukünftig ein Fußballstadion, eine Musikhalle für circa 5.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, Büroflächen sowie ergänzende stadtteilbezogene Nutzungen, wie eine Kita, Einzelhandel und Gastronomie, errichten zu können. Die prägnanten Pförtnerhäuschen und das historische Verwaltungsgebäude sollen im Ergebnis erhalten bleiben und werden umgenutzt. Im rückwärtigen Bereich des Areals ist zudem eine neue Erschließungsstraße geplant, um das Bahnhofsumfeld vom motorisierten Verkehr zu entlasten. Am Wettbewerb nahmen zwölf Planungsteams teil, die sich vorher in einem europaweiten Auswahlverfahren bewerben mussten. Als erster Preisträger wurde der Entwurf von gmp International GmbH (Hamburg) mit WES GmbH LandschaftsArchitektur (Hamburg) einstimmig ausgewählt.

Fotos: Michael Jung, Heinz Otto, Kirsten Petersen, Kristina Sassenscheidt