Die Hallen des Mineralölkonzerns Shell liegen am Worthdamm 50 im östlichen Hafens zwischen dem Reiherstieg und der Veddel. Obwohl sie ungewöhnlich exaltierte Beispiele für Industriearchitektur der Nachkriegszeit sind, verfallen sie seit vielen Jahren.
Das heutige Shell-Gelände auf dem Kleinen Grasbrook wird eingerahmt von Reiherstieg, Worthdamm und Reiherdamm und geht auf die Ausbauphase des Hafens am südlichen Ufer der Elbe zurück. Es wurde ab 1861 von der „Reiherstiegwerft“ genutzt, die zeitweise die drittgrößte Werft in Hamburg war. Anschließend nutzte die Deutsche Erdöl AG (DEA) und ab 2012 die heutige Shell Deutschland GmbH das Gelände.
Die Hallen I und II wurden um 1960 von dem Hamburger Architekten Hansgeorg Funke für die Deutsche Erdöl AG (DEA) entworfen. Künstlerisch bemerkenswert und daher auch denkmalwürdig ist die Fassade mit ihren Betonfertigteilen in L-Form. Die hochmoderne Ästhetik blieb einmalig in Hamburg und wurde nicht auf andere Zweckbauten übertragen.
Halle IV entstand etwa zeitgleich und wurde als Lager- und Fassabfüllhalle genutzt. Sie weist eine andere Formensprache auf: Der Südflügel besitzt ungleichmäßig angeordnete Ziegelwände und großflächige Fenster. Den Ostflügel prägen Laderampen, ein nach außen sichtbares Stahlfachwerk und ein gekrümmtes Vordach über dem Tor.
Alle drei Hallen sind im Laufe der Zeit in Teilen verändert worden. So wurden etwa die Dächer zwischen den Hallen und die Verglasungen ausgetauscht und ein Rolltor erneuert. Die ungewöhnliche Fassaden- und Dachkonstruktion der Hallen ist aber erhalten geblieben. Gestalterisch heben sich die innovativen Bauwerke deutlich von der umliegenden Hafen-Architektur ab.
Es ist sehr bedauerlich, dass die aufgrund ihrer peripheren Lage eher unbekannten Hallen verfallen. Der Eigentümer Shell sollte dringend seine Instandhaltungsverpflichtung wahrnehmen, um weitere Substanzverluste zu verhindern.