Der im Jahre 1693 angelegte „Alte Hammer Friedhof“ der Dreifaltigkeitskirche in der Nähe des Hammer Parks steht als bedeutendes Zeugnis der Hamburger Friedhofskultur unter Schutz – dennoch ist er gerade akut vom Verfall bedroht.
Auf dem Friedhof befinden sich zahlreiche Grabmäler bedeutenden Hamburgerinnen und Hamburger, wie das Mausoleum der Familie des Ratssyndikus Karl Sieveking (ein Entwurf des Hamburger Architekten Alexis de Chateauneuf), das Grab des Mitbegründers des Rauhen Hauses, Johann Hinrich Wichern, oder das Grab von Elise Averdieck, der Gründerin der Diakonissen- und Heilanstalt Bethesda. Außerdem steht hier ein „Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus“, das 2007 von dem Künstler Ulrich Lindow geschaffen wurde.
Während diese Grab- und Mahnmäler gepflegt und erhalten werden, sind zahlreiche andere Grabsteine und -stelen vom Verfall bedroht. Dazu zählt die Stele von Catharina Wilhelmina Louisa Engelbach, der Gemahlin des Hamburger Kaufmanns Carl Ludwig Engelbach. Er beauftragte den Bildhauer Landolin Ohnmacht 1795/96, das Relief seiner jung verstorbenen Gattin für das Grabmal auf dem Hammer Friedhof anzufertigen. Das Relief, das die Mutter Engelbach und ihre Kinder wiedergibt, befindet sich heute im Museum für Kunst und Gewerbe. Das Grabmal von Peter Joachim Wittgreff selbst ist jedoch von Moos überdeckt und Teile des Grabsteins sind bereits abgeplatzt. Es bilden sich Risse, und der Kontext des Reliefs droht unwiederbringlich verloren zu gehen. Andere Grabplatten, wie die des Senators und Aufklärers Johann Arnold Günther südlich der Dreifaltigkeitskirche, sind vermoost oder durch neu angepflanzte Büsche unleserlich geworden. Weitere zwölf Grabplatten wurden mit Erde überschüttet, sodass jede Spur der unter ihnen begrabenen Bürgerinnen und Bürger verloren ist.
Auf Anfrage des Denkmalvereins bestätigte das Denkmalschutzamt die Problematik. Das Amt habe mit der Gemeinde bereits ein Pflegekonzept erarbeitet, jedoch scheitere die Grabmalerhaltung wie bei vielen anderen Gemeinden an der Finanzierbarkeit.
Der Verfall der Grabsteine bedroht nicht nur das stadtgeschichtlich bedeutsame Friedhofsensemble selbst. Er ist auch ein Verlust für die Identität des Stadtteils Hamm, dessen Geschichte als einer der beliebtesten Villenvororte der Hamburger Kaufmannschaft im 18. und 19. Jahrhundert fast nur noch über die Grabmäler dieser einstigen Bürgerinnen und Bürger auf dem Alten Hammer Friedhof erfahrbar ist.
Fotos: Antipas Papageourgiou, Winfried Prehn