Am Salomon-Heine-Weg 60 in Eppendorf steht seit über 140 Jahren ein Ensemble aus einer Villa und einem angrenzenden Fabrikgebäude. Aktuell wird es künstlerisch zwischengenutzt, soll jedoch anschließend für ein Ärztezentrum abgerissen werden. Dagegen regt sich nun Widerstand, unter anderem aus der lokalen Politik.

Das spätklassizistisch gestaltete Wohngebäude und ein erster Anbau sind vermutlich vor 1884 errichtet worden. Der gewerbliche Teil wurde über die Jahrzehnte erweitert und diente zunächst als Likörfabrik einer Familie Reinboldt und später zur Herstellung von Gummilösungen. In unmittelbarer Nachbarschaft befanden sich weitere produzierende Gewerbe, wie eine große Keksfabrik und die Schokoladenfabrik Petzold& Aulhorn sowie Produktionsgebäude von Langnese.

Von 1953 bis 2009 befand sich das Ensemble im Besitz einer Familie Dück, die in dem Wohngebäude lebte. Sie betrieb in den Fabrikgebäuden eine Metalldrückerei mit zehn Angestellten. Nachdem dem Tod der Besitzer zog die Firma aus und das Ensemble wurde an den Eisfabrikanten Matthias Schmidt verkauft, der mit seiner Firma „Eis- Schmidt“ in den Fabrikanbauten Speiseeis produzierte.

Laut Presseberichten verkaufte er im Jahr 2020 das Ensemble an den Baukonzert Otto Wulff weiter, der hier zunächst ein sechsstöckiges Bürogebäude errichten wollte und inzwischen ein Ärztezentrum. Hierfür erteilte der Bezirk Nord schon 2021 eine Abrissgenehmigung. Bis zum Abbruch wurde das Ensemble für eine temporäre künstlerische Zwischennutzung freigegeben.

Das Denkmalschutzamt hat den historischen Komplex im Jahr 2020 begutachtet, konnte jedoch aufgrund mehrerer, als nachteilig bewerteter Veränderungen vor allem an den Fabrikationsgebäuden keinen Denkmalwert erkennen. Inzwischen gab es Vorschläge aus der lokalen Politik, die aktuelle kulturelle Nutzung der Villa zu verstetigen. Eine solche Nutzung hätte den großen Vorteil, dass die historischen Räume weiterhin öffentlich zugänglich und dadurch erlebbar blieben. Unabhängig von der Art der Nutzung wäre es jedoch auch baukulturell und ökologisch am sinnvollsten, das Ensemble zu erhalten und ggf. energetisch zu ertüchtigen und weiterzubauen.

Historische Fotos: Stephan Dück
Aktuelle Fotos: Patrik Sun / MOPO