An der Glacischaussee 2-4 / Ecke Millerntor steht weithin sichtbar Hamburgs älteste noch erhaltene Feuerwache, die allerdings seit 1990 nicht mehr als solche genutzt wird. Die Innenbehörde plant nun, das Stadtbild prägende Gebäude abzureißen und durch einen deutlich höheren Neubau zu ersetzen.

Baugeschichte

Die „Wache III“ – so lautet der offizielle Name des ehemaligen Dienstgebäudes der Berufsfeuerwehr Hamburg – war 1872 zunächst provisorisch in einer früheren Polizeiwache in der Davidstraße / Ecke Kastanienallee untergebracht. Am 7. August 1875 schließlich zog die Feuerwache in den Neubau am Millerntor gegenüber dem Heiligengeistfeld.

Unter Branddirektor Kipping (1872 bis 1892) entwarf Baudirektor Zimmermann einen dreigliedrigen Backsteinbau. Der dreigeschossige Mittelteil enthielt im Erdgeschoss die Remise mit vier Ausfahrttoren und im ersten Obergeschoss befanden sich die Mannschaftsräume. Im zweiten Obergeschoss war eine geräumige Wohnung für den Wachvorsteher und seine Familie eingerichtet, da „Residenzpflicht“ herrschte. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass der sogenannte Brandmeister zumindest bei größeren Einsätzen sofort die Einsatzleitung übernehmen konnte. Im linken Nebengebäude der Feuerwache gab es eine kleine Wagenremise, im rechten Nebengebäude lagen die Pferdeställe und das Telegrafenzimmer. Auf dem engen Hof stand ein 20 Meter hoher, hölzerner Übungsturm. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Gebäude schwere Schäden, blieb jedoch einsatzbereit und nahm sogar zusätzlich andere Luftschutzkräfte auf.

Nutzungswandel

Nach Kriegsende wurde ein eingeschränkter Dienstbetrieb aufrecht gehalten. Die britische Militärregierung ordnete im Oktober 1945 an, dass die Feuerwehr künftig auch das Krankentransportwesen zu übernehmen habe. So wurde die Wache am Millerntor ab 1. April 1946 zur zentralen Dienststelle des Krankentransports, von wo aus die gesamte Transportplanung erfolgte. Für die dafür nötigen Krankenwagen wurden auf dem Hof neue Garagen errichtet. Ab 1952 war hier der Sitz der „Krankentransportzentrale“ als Abteilung VI und der Bettennachweis angesiedelt. Der bisherige Unfallhilfsdienst und die Krankenbeförderung wurden 1969 zum Rettungsdienst zusammengefasst, woraufhin die ehemalige Feuerwache in „Rettungswache 33“ umbenannt wurde. Als 1987 jedoch die Feuerwache an der Admiralitätstraße saniert wurde, war der Löschzug währenddessen am Millerntor stationiert. Die Feuerwehr Hamburg gab die ehemalige Feuer- und Rettungswache 1990 nach 125 Jahren endgültig auf. Seitdem wird das Gebäude teilweise von der Polizei genutzt. Außerdem wurde die ehemalige Wagenhalle 2004 zur Zentralambulanz für Betrunkene (ZAB) umfunktioniert.

Aktuelle Situation

Nun befindet sich der gesamte historische Gebäudekomplex in Gefahr: Die Innenbehörde überlegt, an seiner Stelle ein viel größeres Rettungszentrum zu errichten. Die ehemalige Feuerwache, die seit ihrer Entstehung zahlreiche Einsatzkräfte unter ihrem Dach beherbergt hat, braucht jetzt selbst Hilfe. Aufgrund nachträglicher Veränderungen steht Hamburgs älteste Feuerwache leider nicht unter Denkmalschutz. Der Denkmalverein plädiert dennoch aus baukulturellen und ökologischen Gründen dafür, eine bestandsverträgliche Nutzung für den Gebäudekomplex zu entwickeln, der sinnvoll weitergebaut und nachverdichtet werden könnte.

In Planten un Blomen grenzt der Ungarische Garten - ein landschaftsarchitektonisches Juwel der IGA 73 - direkt an das Grundstück der Wache. Der Denkmalverein hat ihn in einer Gemeinschaftsaktion mit Pressebegleitung freigelegt und unterstützt die vollständige Sanierung.

Fotos: Kristina Sassenscheidt