Mit ihrem niedrigen Kirchenschiff, dem weit heruntergezogenen Dach und den rautenförmigen Fenstern erscheint sie aus heutiger Sicht außergewöhnlich: die Lukaskirche in Sasel. In ihrer Bauzeit in den 1960er Jahren waren solche Konstruktionen, die an ein großes Zelt erinnern, ein beliebtes architektonisches Motiv für Kirchenbauwerke. Aus wirtschaftlichen Gründen droht der markanten Kirche nun der Abriss.

Der Bau der Lukaskirche begann im November 1964, und schon ein Jahr später konnte sie im Dezember 1965 eingeweiht werden. Vorausgegangen war eine Spaltung der Kirchengemeinde Sasel in einen Nord- und einen Südteil. Der nördliche Teil konnte weiter die Vicelinkirche am Saseler Markt nutzen. Der Süden aber benötigte ein eigenes Gotteshaus und beauftragte den Bau der Lukaskirche nach den Plänen der Architektin Brigitte Eckert-von Holst. Die Entwürfe sahen für die Lukaskirche eine Zeltform vor, angelehnt an das Bibel-Zitat „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ (Predigt über Hebräer 13,14). Also nicht weniger als eine architektonische Anspielung auf die Vergänglichkeit des irdischen Seins.

Diese Vergänglichkeit soll nun auch der Lukaskirche selbst zum Verhängnis werden. Der Gemeinderat der evangelischen Kirchengemeinde Sasel hat im Juni 2021 die Entwidmung der Lukaskirche Sasel beschlossen, und das Landeskirchenamt hat diesen Beschluss im Februar 2022 genehmigt. Die Kirche steht nun vor dem Abriss: Im Oktober 2022 wurde bei der Baubehörde im Bezirk Wandsbek ein Abbruchantrag eingereicht. An Stelle der Lukaskirche soll ein Erweiterungsbau für die Kindertagesstätte entstehen, die sich bereits auf dem Grundstück befindet.

Der vorgesehene Abriss der Lukaskirche hat in erster Linie finanzielle Ursachen: Die evangelische Kirche nennt rückläufige Mitgliederzahlen und steigende Instandhaltungs- und Renovierungskosten als Begründung für die Aufgabe des Standorts. Bereits seit dem Jahr 2020 habe man die Gottesdienste und andere gemeindlichen Veranstaltungen komplett in die Vicelinkirche am Saseler Markt verlegt, und zwei Kirchen könne man im Stadtteil nicht unterhalten. So entstünden bereits für die Sanierung des Kirchturms der Vicelinkirche Kosten in Höhe von 250.000 Euro.

Einen anderen Nutzer für die Lukaskirche zu finden, sei nicht gelungen. Andere christliche Gemeinschaften hätten die Lukaskirche nicht übernehmen wollen, wobei die Lage mitten in einem Wohngebiet ohne Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr ein Grund für die Absagen gewesen sei. Nicht-christliche Religionsgemeinschaften wurden nicht befragt, da nach geltender Rechtslage feststehe, dass die Lukaskirche nur einer christlichen Gemeinschaft übertragen werden könne. Eine Nutzung etwa als Moschee oder buddhistisches Zentrum sei daher ausgeschlossen, hieß es bereits in einer Gemeindeversammlung im Jahr 2019.

Das Denkmalschutzamt Hamburg bewertet die Lukaskirche leider nicht als denkmalwürdig, obwohl ihre baukulturelle Qualität mehr als augenfällig ist. Der Denkmalverein bedauert diese Entscheidung sehr. Angesichts weiterhin sinkender Mitgliedszahlen bei den großen christlichen Glaubensgemeinschaften und steigender Bau- und Erhaltungskosten wird das Thema einer Umnutzung von kirchlichen Bauten auch in Hamburg weiter aktuell bleiben, wobei die Bauten aus der Nachkriegszeit in besonderem Maße betroffen sind, wie in diesem Artikel beschrieben. Wenn am Ende der Überlegungen – wie hier – noch öfter ein Abriss der Kirche stehen sollte, kann dies schlimmstenfalls zum Verlust ganzer Epochen von Kirchenarchitektur in Hamburg führen. Viel sinnvoller wären kreative Umnutzungen zu Wohnungen, Turn- und Kletterhallen oder Kulturzentren, wofür es schon zahlreiche Beispiele in ganz Deutschland gibt.

Es stellt sich die Frage, ob vor diesem Hintergrund wirklich alle Register gezogen wurden, um die Lukaskirche zu retten. Hat man insbesondere eine Umnutzung der Kirche als Erweiterungsbau für die Kindertagesstätte in Erwägung gezogen und die Kosten hierfür mit dem vorgesehenen Neubau des Erweiterungsbaus abgewogen? Für alle Interessierten, die sich die Lukaskirche vor dem Abriss selbst noch einmal ansehen wollen (leider nur noch von außen), hier abschließend ein Tipp für eine kleine Radtour: Vom S-/U-Bahnhof Ohlsdorf führt eine schöne Route über den Ohlsdorfer Friedhof nach Sasel zur Kirche. Unter der großen Platane auf dem Kirchenvorplatz lässt sich dann wunderbar rasten und innehalten.

Fotos: Dirtsc (CC, via Wikipedia), Hans G. Oberlack (CC, via Wikipedia), Knut Segebarth