Das Backstein-Ensemble der Karl-Schneider-Bauten rund um den Habichtsplatz in Barmbek soll mit Wärmedämmung verkleidet werden, obwohl es unter Denkmalschutz steht und Expert:innen eine Dämmung für verzichtbar halten. Die Karl Schneider-Gesellschaft erläutert in diesem achtminütigen Film Geschichte und aktuelle Herausforderungen.
Zwischen 1926 und 1930 entwarf und erbaute der bedeutende Architekt Karl Schneider in Zusammenarbeit mit den Architekturbüros Berg & Paasche bzw. Hermann Höger mehrere Wohnblöcke rund um den Habichtsplatz. Seit mehreren Jahren plant die Eigentümerin der Gebäude, die städtische SAGA, die historischen Fassaden zu dämmen.
Der Vorstand der Karl Schneider Gesellschaft hält diese Planung aus mehreren Gründen für äußerst problematisch:
- Erstens würde dadurch die Wirkung des für Hamburg und die 1920er Jahre typischen Klinkers sowie zahlreicher wohl überlegter architektonischer Details zerstört. Dazu gehörten unter anderem fast fassadenbündige Fenster, über die Fassade vorstehende Eckfenster sowie die ausgewogenen und streng abgestimmten Proportionen insbesondere der aus dem Baukörper vorstehenden Balkone.
- Zweitens haben vor allem bei dem am Habichtsplatz stehenden Wohnblock die Details eine große städtebauliche Relevanz. Schneider hat es hier geschafft, über die Ausbildung der Bauvolumen, aber vor allem auch über die architektonische Gestaltung zwei einzelne Wohnblöcke zueinander zu öffnen, miteinander zu verbinden und so einen bereichernden halböffentlichen Raum zu schaffen.
- Drittens würde eine Fassadenverkleidung den unwiederbringlichen und erheblichen Verlust wertvoller Kultursubstanz bedeuten – nicht nur aus der Sicht des Wohnungsbaus der 1920er Jahre, sondern auch bezüglich des für Barmbek bedeutenden Wiederaufbaus.
Im Mai 2023 hat das Denkmalschutzamt bedauerlicherweise der Dämmung des Wohnblocks zugestimmt. Ausschlaggebend war dabei, dass bei einer Fugensanierung der Fassade im Bereich der Stahlträger an den Fensterstürzen weiterhin eine Dauerbaustelle bestehen würde, weil die Mauerschale zu dünn und die thermischen Spannungen von Mörtel, Stein und Stahl zu unterschiedlich seien und es daher ständig zu Rissbildungen kommen würde. Bereits an vielen Stellen in Hamburg sind prägende historische Backsteinfassaden unter Dämmung verschwunden - teilweise sogar mit der Folge, dass ganzen Denkmal-Ensembles ihr Schutzstatus aberkannt wurde. Die Karl Schneider Gesellschaft und der Denkmalverein plädieren immer noch dringend dafür, hier eine denkmal- und stadtbildverträgliche Lösung ohne Wärmedämmung zu finden.
Historische Aufnahmen: Brüder Dransfeld, Hamburgisches Architekturarchiv
Aktuelle Fotos: Monika Isler Binz