Ein Zeugnis der Altonaer Ausflugskultur droht verloren zu gehen: Das ehemalige Waldhotel an der Schenefelder Landstraße, Ecke Osdorfer Landstraße muss möglicherweise Nachverdichtungsplänen weichen.

1892 in einer damals noch unbebauten, baumreichen Feldmark zwischen Osdorf, Sülldorf und Dockenhuden erbaut, ist das ehemalige Waldhotel mitsamt seinem Anbau eines der ältesten Gebäude Iserbrooks. Gemeinsam mit der gegenüber liegenden Apotheke und der denkmalgeschützten Villa Trau auf dem Gelände des Buchenhofwaldes bildet das Waldhotel ein historisches Ensemble. Es prägt Iserbrook, das seit 1951 zu Hamburg gehört, nun schon 130 Jahre.

Lange erfreute es sich großer Beliebtheit als Ausflugs- und Tanzlokal, so wurde das Haus im "Hamburger Wanderbuch" von 1908 als "Restauration und Kurhotel mit großem Garten" für eine Einkehr auf einer der dort beschriebenen "Wanderrouten nördlich der Elbe" - hier nämlich von Blankenese nach Pinneberg - empfohlen. Das ländliche Idyll hielt lange an, erst in den 1930er Jahren begann eine merkliche bauliche Entwicklung in Iserbrook. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude dann zum Wohn- und Geschäftshaus umgenutzt. Leider möchte das Denkmalschutzamt den Bau aufgrund baulicher Veränderungen nicht unter Schutz stellen.

Der Bezirk Altona beabsichtigt nun in diesem Bereich einen neuen Bebauungsplan aufzustellen, um eine stark verdichtete Bebauung an dieser bisher eher spärlich bebauten "Magistrale" zu ermöglichen. Zwei gegensätzliche Optionen werden von der Politik aufgezeigt: Möglich wäre die Festsetzung eines Erhaltungsgebotes, um die städtebauliche Eigenart des Bereichs zu erhalten, womit auch der Abriss des ehemaligen Waldhotels verhindert würde, oder alternativ die Vorbereitung der rechtlichen Möglichkeit, hier eine eher hohe und dichte Neubebauung zu erreichen und den Abriss somit zu besiegeln.

Der Blankeneser Bürgerverein setzt sich seit mehreren Jahren für den Erhalt des Gebäudes ein. Auch der Denkmalverein plädiert dafür, dass das ehemalige "Waldhotel Iserbrook" als eines der wenigen Gebäude im Stadtteil erhalten bleibt, die den Zweiten Weltkrieg und spätere städtebauliche Entwicklungen überstanden haben. Zusammen mit den umliegenden Gebäuden bildet es nicht nur ein historisches Ensemble, sondern ist auch lebendiger Teil des Ortszentrums und damit Mittelpunkt des Stadtteils mit Einzelhandel und Supermarkt. Die Entscheidung des Planungsausschusses steht noch aus.

Historische Fotos: Bürgerverein Blankenese
Aktuelle Fotos: Hans-Rainer Bielfeldt