24.8.2024

Nicht viele wissen, wie reich der Stadtteil Harburg an denkmalgeschützten Parkanlagen ist. Bei unserem Rundgang haben sich 24 gartenkunstbegeisterte Menschen aufgemacht, diese Wissenslücke zu schließen. Fachkundig geführt hat sie Joachim Schnitter, der seit Ende 2023 als Gartendenkmalpfleger der Umweltbehörde für die Gründenkmäler der Stadt verantwortlich ist.

Den ersten Bauabschnitt des Stadtparks am Außenmühlenteich schuf der „Königlich Preußische Gartendirektor“ Georg Hölscher von 1913 bis 1926 im Stile der Reformgartenkunst. Sein Sohn Ferdinand Hölscher gestaltete den angrenzenden, 1933 eröffneten Schulgarten mit Schau- und Sondergärten.

Das ehemals weitgehend baumlose Gebiet des westlichen Teich-Ufers wurde unter Ausnutzung der vorgefundenen topographischen Bedingungen (Ausläufer der Harburger Berge, Außenmühlenteich) zu einem bewaldeten Landschaftsraum entwickelt. In diesen weitläufig eingelagert sind für die Reformgartenkunst typische geometrisch gegliederte „Räume“, die der Erholung, Freizeitgestaltung, Spiel und Sport, geistigen Erbauung sowie dem Lernen dienen sollten. Inszenierte Sichtachsen und „Landschaftsbilder“, oft mit Ausblick auf den See, sowie Wiesen sorgen immer wieder für Weite.

Ausgehend vom Hölscher-Denkmal am ehemaligen Hockeyplatz führte uns der Weg u.a. zu den benachbarten (heute kaum noch erkennbaren), mit Feldsteinen terrassenartig gestalteten Blumengärten, der „Eichenhöhe“, der Freilichtbühne, dem Schillerplatz, der Orchideenwiese, dem Haupteingang an der Marmstorfer Straße, dem Beethovenstein, der „Ovalen Kuppe“ und dem Julius-Ludovieg-Denkmal bis hin zu den neueren Terrassenanlagen am Außenmühlendamm. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Streuselkuchen ging es weiter in Richtung Schulgarten mit seinen Themengärten, Rosen- und Staudengarten, der Gymnastikwiese sowie den ehemaligen Anzuchtgärten.

Zum Schluss besuchten wir den 1828 eingeweihten und 1937 offiziell stillgelegten Alten Friedhof an der Bremer Straße auf dem Krummholzberg. Die erhaltenen Gräber bedeutender Harburger Persönlichkeiten und Familien, auch der Grabstein des F. Georg Hölscher, gewähren noch heute Einblick in die Harburger Stadtgeschichte und sind gleichzeitig Zeugnisse der Steinmetzkunst. Die Führung endete am 2012 neu gestalteten Zugang zum heutigen Parkgelände Alter Friedhof an der Bremer Straße: einer in Stufen terrassierten Rasenfläche, die als ein gelungenes Element aktueller Freiraumplanung gesehen werden kann.

Ein herzliches Dankeschön geht an Joachim Schnitter, der uns mit seinem kompetenten und engagierten Vortrag die kunsthistorische Bedeutung der Harburger Parklandschaft, insbesondere in Hinblick auf die reformorientierte Volksparkbewegung vermittelt hat. So manchen verborgenen Schatz der Parkgestaltung hätten wir – aufgrund nicht den Stadtgärtner:innen anzulastender langjährig unzureichender Pflege – ohne seine Erläuterungen glatt übersehen. An diversen praktischen Beispielen konnten wir lernen, wie zukünftig konsensorientierte Lösungen im Spannungsfeld zwischen denkmalpflegerischen und ökologischen bzw. funktionalen Belangen erreicht werden könnten.

An die Politik richtet sich ein dringender Appell mehr monetäre und personelle Ressourcen für die Harburger und Hamburger Parklandschaft zur Verfügung zu stellen, um eine kontinuierliche, fachgerechte und substanzerhaltende Pflege sicherzustellen. Anders sind die Parks langfristig in ihrer botanischen Vielfalt und gartengestalterischen Qualität gefährdet.

Fotos: Heinz Brossolat, Elke Sommerfeld