Das „Sierichsche Forsthaus" ist das älteste Bauwerk des Hamburger Stadtparks: Bereits im Jahr 1885 errichtet wirkt es bis heute als Ruhepol im trubeligen Stadtpark und erinnert an die frühe Geschichte des Gehölzes. Nachdem es mehrere Jahre leer stand und verfiel, wurde es im Jahr 2000 unter Denkmalschutz gestellt und anschließend mithilfe der engagierten Bürgerinnen und Bürger des „Stadtpark Vereins Hamburg e.V.“ saniert.

Geschichte

Bevor der heutige Stadtpark als öffentlicher Park entstand, befand sich an seiner Stelle das private Forstgebiet des Goldschmiedes Adolph Sierich (1826-1889). Nachdem er bereits im Jahr 1850 von seinem Vater große Ländereien in Winterhude übernommen hatte, kaufte er auch das sogenannte „Sierichsche Gehölz“ dazu, bevölkerte es mit Wildtieren und forstete es auf. Alsbald brauchte er dafür auch einen Förster, für den er 1885 das heutige Forsthaus erbauen ließ.

Bereits 1896 beschloss jedoch die Hamburger Senats- und Bürgerschafts Commission, die Einrichtung eines öffentlichen Stadtparks, ähnlich wie in Magdeburg oder Berlin, der als Naherholungsgebiet für die gründerzeitlichen Arbeiterwohngebiete u.a. in Barmbek dienen sollte. Hierfür kaufte die Stadt 1902 die Sierichschen Ländereien an, die wegen ihrer dezentralen Lage auch verhältnismäßig günstig waren. Im Jahr 1914 wurde der Stadtpark nach Entwürfen des damaligen Oberbaudirektors Fritz Schumacher fertiggestellt und eingeweiht.

Das Sierichsche Forsthaus ist ein schlichtes, in Teilen zweistöckiges Putzgebäude an der Otto-Wels-Straße (ehemals Hindenburgstraße). Das Haus ist symmetrisch aufgebaut und bietet Platz für zwei getrennte Wohnungen. Seit der Gründung des Stadtparks wurde es lange als Wohnhaus genutzt und 1995 von der Gartenbauverwaltung der Stadt Hamburg übernommen. Leider hinterließen die letzten Bewohner das Gebäude in einem sehr schlechten Zustand, anschließend stand es mehrere Jahre leer und der Abriss drohte. Im Jahr 2000 stellte das Denkmalschutzamt den Bau jedoch unter Schutz, und eine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger gründete den „Stadtpark Verein Hamburg e.V.“, um das Forsthaus zu sanieren und wieder in Nutzung zu bringen.

Rettung

Mit finanzieller Unterstützung der Stadt, des Bundes, des Denkmalschutzamtes und den Spenden von Hamburger Unternehmen wurde das Gebäude über 10 Jahre mit viel ehrenamtlicher Arbeit saniert. So wurde das gesamte Forsthaus mit der Hilfe des THW entkernt und der baufällige Boden erneuert. Glücklicherweise war der Erhalt von vielen alten Bestandteilen des Hauses möglich, wie zum Beispiel der originalen hölzernen Dachkonstruktion. Die Trennwand des Doppelhauses wurde entfernt, wodurch ein schöner und lichtdurchfluteter Innenraum entstand. Im Inneren sind heute unter anderem Steine der ehemaligen Stadtparksee-Kaskade ausgestellt.

Ab dem Jahr 2009 war eine erste, einfache Nutzung des Gebäudes möglich. Als Vereinssitz wurde das Forsthaus im August 2011 eingeweiht. Heute wird es für Arbeitstreffen des Vereins genutzt und für Seminare oder ähnliche Veranstaltungen vermietet. Der Stadtparkverein kümmert sich zudem um den umliegenden Garten, wo Obstbäume und kleinere Gärten gepflanzt worden sind. Es finden Kooperationen mit Kindergärten und Schulen statt, so dass Kinder sich im Rahmen von Führungen und Programmen mit der Stadtnatur beschäftigen können. Das Gebäude gehört bis heute der Stadt Hamburg und wird vom Stadtparkverein nur gepachtet.

Damit das historische Forsthaus die Besucherinnen und Besucher des Stadtparks noch lange erfreuen kann, sind bald wieder Sanierungsmaßnahmen notwendig, wie Dachreparaturen, ein frischer Fassadenanstrich und Maßnahmen gegen aufsteigende Feuchtigkeit. Wer das Gebäude auch einmal von innen kennenlernen möchte, kann es z.B. im Rahmen des Vereinsprogramms oder immer am zweiten Septemberwochenende am „Tag des offenen Denkmals“ besuchen.

Fotos: Tessa Scheunert