Die Parkhäuser der Nachkriegszeit waren architektonischer Ausdruck des Wirtschaftswunders. Ein besonders beeindruckendes Beispiel steht bis heute am Rödingsmarkt 14. Nachdem seine Zukunft lange unklar war und der Denkmalverein sich intensiv für den Erhalt engagierte, wurde es 2023 unter Denkmalschutz gestellt.

Die moderne, autogerechte Großstadt: Diesem städtebaulichen Leitbild folgend entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg überall in der Innenstadt Parkhäuser, die die Autos der arbeitenden Pendler beherbergten. Die neue Bauaufgabe „Parkhaus“ war ebenso wie die großen Büro-Hochhäuser ein wichtiger architektonischer Ausdruck des Wirtschaftswunders. Ihre teilweise hohe gestalterische Qualität brachte den Stolz der Gesellschaft auf den motorisierten Individualverkehr zum Ausdruck. Heute träumt Hamburg von der „autofreien Innenstadt“, und die Parkhäuser der Nachkriegsjahre sollen peu a peu anderen Nutzungen Platz machen. Dabei sind sie nicht nur Zeugnisse eines vergangenen städtebaulichen Ideals, sondern besitzen teilweise große baukulturelle Qualitäten.

Das Parkhaus am Rödingsmarkt 14 wurde 1965 für die Sprinkenhof AG nach Plänen des Architekten Peter Neve errichtet. Das Büro Sprotte & Neve gehörte zu den namhafteren Architektbüros der Nachkriegszeit in Hamburg. Von außen ist das Gebäude eher schlicht und funktional gestaltet, mit einem hohen, offenen Sockelgeschoss und einer horizontalen Gliederung weißgekachelter Brüstungsflächen darüber. Wenn man jedoch das Innere betritt, eröffnet sich ein spektakulärer Lichthof mit einer sehr grafisch wirkenden Erschließungsspindel. Ihr großzügiger ovaler Grundriss wird von einer flachen Kuppel überfangen. In ihr sind Glasbausteine in Form einer Blume eingelassen, die ein diffuses Licht erzeugen und geradezu sakral wirken. Vorbeifahrende Autos erzeugen ein „raunendes Klangbild“, das die besondere Stimmung der Halle akustisch untermalt. Aufgrund der besonderen Atmosphäre dieses Lichthofes fanden hier seit der Bauzeit immer wieder Film- und Werbeaufnahmen statt. Auch der Denkmalverein hat ein dreiminütiges Video zur Geschichte des Gebäudes erstellt.

Im Jahr 2018 hat ein studentisches Entwurfsprojekt gezeigt, wie vielfältig die Möglichkeiten einer Aufstockung für Wohnen sind. Eine aktuelle Studie zu Umnutzungen von Gewerbebauten zu Wohnungen belegt, wie sinnvoll das Weiternutzen von Parkhäusern ist, und auch die Architektenschaft hat die städtebaulichen und ökologischen Potentiale bereits erkannt. Bei dem studentischen Bülau-Wettbewerb der Patriotischen Gesellschaft 2019/20 planten alle ersten Preisträger und Preisträgerinnen die Weiternutzung des Parkhauses.

Der Denkmalverein engagierte sich über mehrere Jahre auf unterschiedlichsten Ebenen für den Erhalt und die Unterschutzstellung des Parkhauses, sowohl in Form von Presse- und Lobbyarbeit als auch durch mehrere eigene Kulturveranstaltungen im Parkhaus: Im September 2019 veranstaltete der Verein ein Konzert mit Licht-Projektionen im Parkhaus. Im April 2023 lud der Denkmalverein gemeinsam mit dem mobilen Kino "Flexibles Flimmern" zu drei Vorführungen des Films "MELANCHOLIA" von Lars von Trier in den Lichthof des Gebäudes ein.

Im Juli 2023 kam schließlich die gute Nachricht aus der Kulturbehörde, dass das Parkhaus unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Wegen seiner sehr guten Überlieferung, seiner Vollständigkeit mit Parkhaus, Tankstelle, Werkstatt, Waschanlage und seiner besonderen Gestaltung gilt es als das bemerkenswerteste der Hamburger Parkhäuser. Es ist daher zu wünschen, dass es auch im Falle eines zukünftigen Funktionsverlustes möglichst substanzschonend umgenutzt und weiterentwickelt wird.

Fotos: Kristina Sassenscheidt, Fotografie Dorfmüller Klier