Engagierte Bürgerinnen und Bürger konnten im Jahr 2020 vier gründerzeitliche Reihenhäuser in Eppendorf vor dem drohenden Abriss bewahren.

Seit 2019 und länger standen die vier gründerzeitlichen Gebäude Im Winkel 5-11 leer. Die zwischen 1903 und 1908 erbauten Gebäude stehen bis heute nicht auf der Liste des Denkmalschutzamtes, und es griff auch keine Städtebauliche Erhaltungsverordnung. Im Sommer 2020 erreichten den Nachbarn Tim Stalmann Gerüchte über einen möglichen Abriss, er tauschte sich dazu mit weiteren Anwohnenden aus und wandte sich an den Denkmalverein. Der Verein vermittelte daraufhin den Kontakt an eine engagierte Redakteurin des Hamburger Abendblattes, die einen großen Bericht über die drohenden Abrisse schrieb. Der Verein gab in dem Rahmen folgendes Statement:
"Die Einfamilienhäuser Im Winkel 5-11 bilden trotz einiger Veränderungen an den Fassaden ein charmantes Ensemble und prägen das Viertel seit über 100 Jahren. Gemeinsam mit den gegenüberliegenden, deutlich höheren Bauten aus den 1920er Jahren veranschaulichen sie sowohl die dynamische Stadtentwicklung des ausgehenden 19. Jahrhunderts als auch den Wandel des architektonischen Geschmacks vom Historismus zur neuen Sachlichkeit. Im Sinne der Erhaltung des Stadtbildes und der Baugeschichte sollte ein Abriss unbedingt verhindert werden. Das ist auch ökologisch gesehen heutzutage nicht mehr vertretbar, bedeutet es doch die Vernichtung großer Mengen sogenannter „grauer Energie“. Wir würden uns daher wünschen, dass der Denkmalwert der Gebäude noch einmal geprüft wird. Weiterhin sollte das Instrument der „Städtebaulichen Erhaltungsverordnung“ durch die Bezirke nach Möglichkeit häufiger angewendet werden, da es eine wichtige Ergänzung zum Denkmalschutz darstellt. Hamburgs Qualität darf nicht der Quantität im Wohnungsbau geopfert werden.“
Tim Stalmann und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter kontaktierten in den darauffolgenden Wochen systematisch die lokale Politik und Vertreterinnen und Vertreter des zuständigen Bezirksamtes Nord. Im Herbst 2020 entschloss sich das Bezirksamt schließlich dazu, eine Städtebauliche Erhaltungsordnung zu erlassen, die jedoch aufgrund der bereits erteilten Abrissgenehmigung juristisch nur schwer durchsetzbar gewesen wäre. Im Dezember folgte die Erleichterung: Die Investoren entschieden sich trotz eines positiven Bauvorbescheides gegen den Abriss, laut eigener Auskunft „um es sich nicht mit der Nachbarschaft und mit dem Bezirk zu verscherzen“. Die Gebäude werden nun einzeln verkauft, und die städtebauliche Erhaltungsverordnung wird auch langfristig dafür sorgen, dass das gewachsene Stadtbild an dieser Stelle erhalten wird.

Der Denkmalverein beglückwünscht die Initiative zu diesem bemerkenswerten Erfolg! Das Beispiel der Bauten Im Winkel macht Mut und wird hoffentlich noch viele weitere Menschen dazu anregen, sich für bedrohte Baukultur in ihrer Nachbarschaft einzusetzen.

Fotos: Martina van Kann, Tim Stalmann