Mitten im Hafen liegt die alte Schule Neuhof, letzter Zeuge des einst lebendigen Gründerzeitviertels Neuhof, das für den Bau der Köhlbrandbrücke abgerissen wurde. Aktuell steht das Gebäude leer und verfällt.

Das beeindruckende Backsteingebäude am Neuhöfer Damm 95 wurde im Jahr 1913 erbaut. Seine rote Backstein-Fassade wird gegliedert durch große, geometrisch eingefasste Fensterflächen und zurückhaltenden Bauschmuck. Der Architekt des Gebäudes ist unbekannt - die Architektursprache legt zwar den Verdacht nahe, dass sie von dem Hamburger Baumeister Fritz Schumacher stammt, dieser war jedoch zur Bauzeit nicht für Wilhelmsburg zuständig.

Als in den 1970er Jahren der ehemalige Stadtteil Neuhof für den Bau der Köhlbrandbrücke abgerissen wurde, wurde auch die Grundschule des Stadtteils geschlossen. 1990-2007 wurde sie noch einmal als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Hierfür wurden die alten Schul-Grundrisse angepasst, große Räume verkleinert und neue Sanitärräume eingerichtet. Davon abgesehen ist das Baudenkmal bis heute weitgehend unverändert. Nun steht es mit Ausnahme einer temporären Zwischennutzung der unteren Etagen seit über 15 Jahren leer, und mit jedem Jahr verschlechtert sich die Bausubstanz. Obwohl die Türen im Erdgeschoss verriegelt wurden, gibt es regelmäßig neue Schäden durch Vandalismus. Zuletzt wurden im Winter 2020/21 zahlreiche Fenster eingeworfen (siehe Bildergalerie), anschließend wurden sämtliche Fenster mit Sperrholz verschlossen.

Eigentümer des Gebäudes ist die Hamburg Port Authority (HPA). Der Denkmalverein hält es für dringend geboten, den historischen Schulbau durch Sicherungsmaßnahmen vor dem weiteren Verfall zu bewahren, ihn zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen. Leider sind in dieser Lage bislang nur "hafenkonforme" Nutzungen erlaubt, was bereits mehrere interessierte Projektentwickler von einer möglichen Sanierung abgeschreckt hat. Es wäre daher sehr zu wünschen, dass hier eine Ausnahmeregelung gefunden wird, damit entweder die HPA selbst oder ein/e Projektentwickler/in dem Gebäude wieder eine Zukunftsperspektive geben können. Zudem wäre eine offensive Vermarktung des Schulgebäudes sinnvoll, das aufgrund der städtischen Eigentümerschaft nur in Erbpacht vergeben werden kann, aber mit seinen weitläufigen, bebaubaren Außenflächen großes Entwicklungspotential bietet.

Fotos: Kristina Sassenscheidt