Eines der ältesten Gebäudeensembles im Karoviertel ist akut vom Abbruch bedroht. Das denkmalgeschützte Vorder- und Hinterhaus in der Glashüttenstraße 20/21 steht seit mehreren Jahren leer und verfällt.
Kurz nach Aufhebung der Torsperre 1861 ließ der Bauherr Franz Christian Nicolaisen zwischen 1862 und 1865 das Wohnensemble aus Vorder- und Hinterhaus an der Glashüttenstraße 20/21 errichten. Damit gehört es zu den frühesten erhaltenen Bauten im Karolinenviertel und zeigt anschaulich den ursprünglichen Maßstab der Bebauung dieses Stadtteils.
Mit dem Wachstum des Viertels kamen auch Nutzungswandel: Um 1900 wurde das Erdgeschoss von Nummer 21 zu einem Geschäftslokal ausgebaut, worauf das vergrößerte Doppelfenster mit der gusseisernen Säule in der Mitte verweist. Aus dem ehemaligen Vorgarten wurde ein Vorplatz, wobei die bauzeitliche Einfriedung von Nummer 20 aus dem 19. Jahrhundert bis heute bestehen blieb.
Mittig zwischen den beiden Gebäuden gelangt man über einen Durchgang zum Hinterhaus Glashüttenstraße 20a. Auch hier ist ein baulicher Hinweis auf den Ladenumbau zu entdecken: Die verlegte Treppe vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoß ragt zum Teil in den Durchgang hinein. Abgesehen davon ist der Grundriss des Etagenhauses aber fast komplett bauzeitlich erhalten.
Stilistisch ist das Gebäude mit seiner eher schlichten Putzfassade spätklassizistisch gestaltet: Die Tür- und Fensteröffnungen im Parterre weisen dekorierte Segmentbogenstützen auf. Darüber verläuft ein Sohlbankgesims, dass das Erdgeschoss optisch abhebt. Die Fenster der beiden Obergeschosse sind eingefasst, wobei die Gestaltung im ersten Obergeschoss deutlich aufwendiger ausgeführt wurde.
Den Zweiten Weltkrieg überstand das Wohnhaus nahezu unbeschadet, heute allerdings fristet das Baudenkmal an seiner exponierten Stelle ein verwahrlostes Dasein. Aufgrund der geschichtlichen Bedeutung und weil es den charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes entspricht, wurde das Gebäude 2013 als Teil des Ensembles Glashüttenstraße / Marktstraße / Mathildenstraße / Karolinenstraße unter Denkmalschutz gestellt. Das Denkmalschutzamt ist über große Schäden im Inneren informiert und dazu bereits im Kontakt mit den Eigentümern. Der Denkmalverein plädiert dafür, den Verfall dieser baugeschichtlichen Prezisose umgehend aufzuhalten und es wieder nutz- und wohnbar zu machen.
Fotos: Kristina Sassenscheidt