In Neuenfelde ist ein wichtiges Stück deutscher Werftgeschichte bedroht: der markante Jucho-Portalkran, der als Landmarke weit über die Elbe hin sichtbar ist. Nachdem trotz heftigem Protest aus der lokalen Politik die vier letzten Liebherr-Krane der Sietas-Werft abgebaut wurden, obwohl sie als Teil des Werft-Ensembles unter Denkmalschutz standen, ist der Portalkran der letzte bedeutende Zeuge der über 400 Jahre alten Sietas-Werft.
1635 gegründet zählte die Sietas-Werft zu den ältesten Werften Deutschlands. Der Jucho-Portalkran war ursprünglich 1965 an die Howaldtswerke-Deutsche Werft geliefert worden und ging dann zu Sietas über. Er ist eine Landmarke am südlichen Elbufer und ein weithin sichtbares Dokument der Industrialisierung des sonst ländlich geprägten Stadtteils Neuenfelde.
Seit der Insolvenz der Werft 2021 war dieses technische Erbe jedoch bedroht. Neben den Maschinen und Anlagen wurden auch die Krane der Werft verkauft und größtenteils abgebaut. Das Ende der Anlage kam einem Showdown gleich: Von den ursprünglich 14 Kranen waren im Jahr 2024 nur mehr vier Kaikrane sowie der Portalkran „Jucho“ erhalten. SPD und Grüne aus Neuenfelde und der Denkmalverein setzten sich Anfang September 2024 intensiv dafür ein, dass die letztebn erhaltenen Krane vor der Demontage bewahrt und weiterhin industriell genutzt werden. Nachdem die Kulturbehörde das verbliebene Sietas-Ensemble am 13. September 2024 mit einem Jahr Verspätung unter Schutz gestellt hatte, musste sie jedoch am 23. September überraschend bekannt geben, dass der Denkmalschutz für die vier Liebherr-Krane wieder aufgehoben werden sollte: Der Eigentümer sei für Verkauf und Abtransport bereits langfristige Verpflichtungen eingegangen und würde durch einen Verbleib der Krane auf dem Gelände einen zu großen wirtschaftlichen Schaden erleiden. Erhalten geblieben ist daher nur noch der Jucho-Portalkran.
Es ist bitter, dass die Kaikrane nicht gerettet wurden, weil die Behörde zu lange mit der Unterschutzstellung gewartet hat. Das ist ein großer Verlust für Hamburgs Industriegeschichte, und es zeigt, dass der Denkmalschutz in Zukunft gerade im Hafen deutlich schneller und offensiver auftreten muss. Es bleibt umso mehr zu hoffen, dass wenigstens der Portalkran als weithin sichtbare Landmarke einer der ältesten Werften Deutschlands erhalten bleibt.
Ermiya Ciger (Vorsitzender der SPD Neuenfelde) setzt sich weiterhin intensiv für den Erhalt des Kranes ein: „Die letzten Spuren von 400 Jahren Schiffbau in Neuenfelde verschwinden zu lassen, ist definitiv nicht der richtige Umgang mit der Geschichte dieses Stadtteils und der ganzen Region". Die Stadt Hamburg bemüht sich aktuell um einen Ankauf des Werftgeländes, wird dabei jedoch den Kran den privatwirtschaftlichen Interessen des zukünftigen Nutzers überlassen. Ob der Kran erhalten werden kann, wird also davon abhängen, wie die zukünftige Nutzung aussieht.
Historisches Angebotsbild und Foto: Karlheinz Arnau
Aktuelle Fotos: Heinz Brossolat, Ermiya Ciger