Das Hotel Pacific am Neuen Pferdemarkt ist eines der wenigen Nachkriegsgebäude Hamburgs, das vom Schriftzug bis zu den Fliesen nahezu unberührt im Originalzustand erhalten ist. Zugleich ist es wichtig für die Musikgeschichte der Stadt als ehemalige Unterkunft zahlreicher Musikschaffender wie nicht zuletzt den Beatles. Seit 2021 ist das Gebäude aus den frühen Sechzigerjahren jedoch als Beherbergungsstätte geschlossen und seine Zukunft ungewiss. Im Februar meldete sich der Eigentümer überraschend in der Presse zu Wort und kündigte eine Sanierung und Aufstockung an.

Baugeschichte

Das vom Hamburger Architekten Hans Warncke entworfene Hotel wurde in den Jahren 1960 bis 1962 an einem markanten Verkehrsknotenpunkt der Stadt erbaut: Durch die Kreuzung der Hauptverkehrsrouten Neuer Kamp, Budapester Straße, Schanzenstraße und Stresemannstraße ergibt sich von Westen kommend eine direkte Sichtachse auf das Gebäude am Neuen Pferdemarkt 31. Ursprünglich als sogenanntes „Touristenhotel“ mit 55 Zimmern auf vier Regelgeschossen errichtet, galt das Pacific als Hotelbau mittlerer Größe.

Die helle Klinkerfassade mit 36 Fenstern und rotem Schriftzug weist im Erdgeschoss große Glasfronten mit filigranen Messingprofilen auf. In der Mitte der Fassade führt eine Durchfahrt zum Hinterhof, der den Blick freigibt auf einen ehemaligen Anbau. Früher beherbergte dieser Trakt zusätzliche Schlafplätze, heute ist er nur noch ruinös erhalten. Auf der Straßenseite linker Hand befindet sich seit der Eröffnung des Hotels das Musikgeschäft Rotthoff. Dort kauften bereits die Beatles ein, als sie 1962 im Hotel Pacific abstiegen. Rechter Hand betritt man das ehemalige Hotelfoyer inklusive Bar und Frühstücksraum. Das zeittypische Interieur ist bis heute im Original erhalten: ein dunkler Holztresen mit passender Wandvertäfelung, eingebaute Rundbänke mit gastlichen Tischen und Stühlen sowie Anrichten für das morgendliche Buffet. Sogar der einem Steuerrad nachempfundene Türgriff aus Metall (vgl. Bildergalerie) ist noch vorhanden, wenn auch nicht mehr an der Eingangstür sondern eingelagert.

Marmorne Stufen aus schwarzem Terrazzo führen durch ein Treppenhaus mit für die 1960er charakteristischen Glasbausteinen. Mittlerweile aus der Mode gekommen gab es damals noch Zimmer, die nur mit einem Waschbecken ausgestattet waren und sich eine Dusche auf dem Flur teilten. Davon zeugen im Hotel Pacific noch entsprechende Beschriftungen. Auch die pastellfarbenen Fliesen rund um den Waschplatz lassen das nostalgische Herz höherschlagen: Jedes Stockwerk ist in seine ganz eigene Farbenwelt getaucht – Rosarot, Blassgelb, Mintgrün oder Himmelblau.

Nicht zuletzt aufgrund dieser im Hamburg nur noch selten erhaltenen Innenarchitektur wurde das Objekt 2021 als konstituierender Teil des Ensembles Neuer Kamp 1 und Neuer Pferdemarkt 31 und 32 unter Denkmalschutz gestellt. Der Hotelbetrieb an sich kam im Zuge der Coronakrise zum Erliegen. Etwa ein Jahr lang dienten die Räumlichkeiten 2022/23 Geflüchteten aus der Ukraine als Unterkunft. 2024 eröffnete in der einstigen Hotellobby die Pacific Bar – samt rustikaler Raumausstattung. Für zwei Wochenenden Ende 2024 verwandelte sich das Hotel sogar in einen riesigen Ausstellungsraum für den altonale Kunstherbst.

Aktuelle Situation

2020 ging bei der Freien und Hansestadt Hamburg ein Antrag auf einen sechsgeschossigen Neubau mit urbanem Beherbergungskonzept (HUBS) anstelle des Hotel Pacifics ein. Dieser wurde glücklicherweise mit dem Verweis auf den Denkmalschutz abgelehnt. Um im Bestandsgebäude selbst allerdings wieder einen Hotelbetrieb aufnehmen zu können, mangelt es an der zeitgemäßen Barrierefreiheit zum Beispiel der vorhandenen Sanitäranlagen. Wie es mit diesem bedeutenden Nachkriegsbau weiter geht, wird sich zeigen.

Im Februar meldete sich ein Vertreter der Eigentümer Köhler und von Bargen zu Wort und erläuterte der Presse die aktuelle Planung: Das Objekt werde nach der geplanten Renovierung und einer Aufstockung für die Haustechnik sowie weitere Räume als Beherbergungsbetrieb vermietet. Der Denkmalverein plädiert für ein Nutzungskonzept, das es der Öffentlichkeit weiterhin ermöglicht, in diesem wunderbaren Bauwerk der 1960er Jahre eine Zeitreise in Architektur und Einrichtungsgeschichte der Nachkriegsjahrzehnte zu machen.

Fotos Hotelnutzung 2021: Dorfmüller Klier
Fotos Dezember 2024: Kristina Sassenscheidt