Der malerische Komplex wurde nach Auskunft des Bürgervereins Alsterdorf Ende des 19. Jahrhunderts für die Seifenfabrik der Firma Puhlmann & Sohn errichtet. Typisch für Fabrik-Ensembles dieser Zeit war die Mischung aus repräsentativem Wohngebäude ("Fabrikantenvilla") und einfacher gestalteten Fabrikteilen. Zur heutigen Bilser Straße hin (wo jetzt die Autowerkstatt Lau ihren Sitz hat) befanden sich Terrassenhäuser. In einem dieser Häuser wohnte der spätere Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen.
Da die Firma Puhlmann & Sohn aufgrund von Innovationen in der Waschmittelproduktion nicht mehr konkurrenzfähig war, wurde die Seifenfabrik in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre stillgelegt. Die Wäscherei Cansier, ursprünglich in der Alsterdorfer Straße 214 ansässig, übernahm die Gebäude, weil sie sich hier vergrößern konnte. Das Ensemble wurde in den späten 1930er und den frühen 1950er Jahren immer wieder erweitert und modernisiert. Der markante Schornstein wurde erst im Jahr 1937 errichtet. Das Wohngebäude wurde zwar vermutlich um 1950 herum um ein gutes Drittel vergrößert, entstuckt und neu verputzt, aber besitzt noch einen Großteil der bauzeitlichen Fenster und im Inneren zahlreiche originale Tür- und Fensterrahmen.
Leider hat das Denkmalschutzamt auf Nachfrage des Denkmalvereins Ende 2022 hin eine Unterschutzstellung abgelehnt, weil es das Ensemble als geschichtlich nicht bedeutend genug und zu stark verändert bewertete. Es ist sehr zu bedauern, dass daher im Jahr 2023 bereits die ehemalige Fabrikantenvilla abgerissen werden konnte.
Aktuelle Situation
Nun macht jedoch eine neue Situation Hoffnung: Im Auftrage des Bezirksamtes und im Austausch mit den Gewerbetreibenden und Eigentümer:innen hat seit 2024 ein Planungsteam eine Bestandsanalyse durchgeführt und auf dieser Basis ein Konzept entwickelt. Es sieht vor, den Gewerbestandort bis 2040 zu stärken und attraktiver zu gestalten. Neubauten könnten das Gelände im bestehenden Bebauungsplan ergänzen, der Abbruch der gesamten historischen Substanz an der Alsterdorfer Straße für reinen Wohnungsbau jedoch sei vom Tisch. Mehrere der Gebäude, in denen einst unten das Handwerk ausgeübt und darüber gewohnt wurde, sollen Bestandsschutz haben. Vor allem aber solle die alte Wäscherei mit dem markanten Turm bestehen bleiben. In Zukunft könnten in dem Industriebau ein Gastronomiebetrieb, Ateliers oder auch Büros einziehen. Der Denkmalverein wird die weitere Entwicklung aufmerksam im Blick behalten.
Fotos: Tobias Posadowsky