3.12.2022

Bei der letzten Besichtigung in diesem Jahr haben wir die Kirche St. Maximilian Kolbe in Wilhelmsburg besucht. Gebaut wurde die Kirche mit ihrer ungewöhnlichen Betonspirale 1972-1974 von dem Architekten Jo Filke. Nachdem sie noch 2014 vom Abbruch bedroht war, konnte sie durch öffentlichen Protest unter anderem des Denkmalvereins, eine neue Nutzung durch die Malteser und finanzielle Unterstützung von Bund und Land gerettet werden.

Nach einer Begrüßung durch unser Vorstandsmitglied Julia Ott führte uns die Architektin Pia Runge in die Geschichte ein und erläuterte die Sanierungsmaßnahmen. Anschließend erzählte der ehemalige Vereinsvorsitzende Helmuth Barth, wie die Kirche mithilfe des Vereins gerettet wurde, und wir ließen gemeinsam bei warmen Getränken und von den Mitgliedern mitgebrachtem Gebäck das Jahr ausklingen.

Die Kirche St. Maximilian Kolbe entstand infolge der großen Sturmflut 1962. Zahlreiche Wilhelmsburger hatten ihr Zuhause verloren, und es entstand die neue Wohnsiedlung Kirchdorf-Süd. In Wilhelmsburg lebten traditionell bereits viele polnische Einwanderer, und nun wohnten auch in Kirchdorf-Süd zahlreiche polnischstämmige Katholiken. Der Namensgeber St. Maximilian Kolbe war ein heiliggesprochener, polnischer Geistlicher.

Alle Einrichtungen der im April 1971 gegründeten Gemeinde (Gemeindehaus, Kirche, Pfarrwohnung, soziale Einrichtungen) gruppierte man von Beginn an in einer zum Stadtteil hin offenen Form. Besonders an dem Kirchenbau ist die Wandscheibe aus Sichtbeton, die sich aus dem runden Baukörperabschluss zum Turm entwickelt. Die Spiralform wird durch den Verlauf der Schalungsnähte im Beton zusätzlich betont und ist auch ein wichtiges Element in der äußeren Platzgestaltung. Der Turm funktioniert im Inneren zugleich als Lichtschacht, über den Tageslicht auf das Taufbecken und die Sakramentskapelle gelangt.

Eine große Herausforderung war die Erhaltung und Restaurierung dieser Sichtbetonflächen am Außenbau und im Innern. Die Sanierung wurde nur möglich durch Fördermittel, die der Bund über das Sonderprogramm Denkmalschutz bereitstellte und die durch weitere Mittel des Hamburger Denkmalschutzamtes ergänzt wurden.

Bei einem Architekten-Wettbewerb konnte sich das Büro LH Architekten durchsetzen. Es hat das von dem Bauherrn formulierte Raumprogramm mit großem Respekt vor dem Raum umgesetzt. Die charakteristischen Merkmale wurden erhalten, wie die o.g. Spiralform, die Fensterbahnen und die sichtbare Dachkonstruktion, die auch heute mit dem Kitaeinbau den Innenraum prägen. Sehr gelungen ist auch dei zurückhaltend gestaltete Aufstockung des früher eingeschossigen Anbaus. Im Inneren entstand mit der Installation "Lebensraum" ein neues Kunstwerk im Rahmen des Wettbewerbs „Kunst am Bau“.

Fotos: Kristina Sassenscheidt